Nach einem Jahr und ca. 5.000 gesegelten Meilen ist die Frida wieder zurück in Kiel.
Ende März kam die Frida wohlbehalten mit dem Cargoschiff in Lorient an und bekam dort gleich ein paar Reparaturen und etwas Pflege verpasst, so dass wir Mitte Mai die Rücktour Richtung Deutschland antreten konnten. Geplant war die Überführung in zwei Etappen: Von Lorient bis Helgoland, um dann von dort am Pantaenius Rund Skagen nach Kiel teilzunehmen, einer im Rahmen der Nordseewoche alle zwei Jahre stattfindenden Regatta über ca. 500 sm.
Nachdem sich die anfangs noch so zahlreiche Crew für die Überführung berufs-, familien- oder krankheitsbedingt nach und nach auflöste, segeln Tim und ich die 750 sm von Lorient nach Helgoland in erprobtem Modus: double-handed! Zwei kurze Tagesetappen von Lorient nach Concarneau und von dort nach Camaret-sur-Mer, um von dort aus in einem Rutsch nach Den Helder zu segeln. Auch im ‚Tourenmodus‘ kann man gute Etmale segeln: Gleich in den ersten 24 Stunden legen wir bei herrlichen, aber kalten Segelbedingungen gute 180 sm hin. Die letzte Nacht vor Den Helder ist eisig: einstellige Temperaturen, die sich an der Kreuz wie um den Gefrierpunkt anfühlen. Der Gegenentwurf zur Transquadra.
Anderthalb Tage Erholung in Den Helder, das Schiff wieder herrichten und noch mal gute 24 Stunden bei leichten Winden bis Helgoland, wo die Nordseewoche schon in vollem Gange ist.
Für das Pantaenius Rund Skagen nehmen wir noch Jens und Jan an Bord, die am Pfingstsonntag mit der Fähre aus Hamburg anreisen. Am Pfingstmontag geht es für die 43 Teilnehmer auf den Kurs. Flaute und vor allem taktische Fehler bescheren uns lediglich Platz 3 in unserer Wertungsgruppe und Platz 11 overall. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, aber es lag nun wirklich an uns … Gratulation an die JPK10.10 Hinden, die sich mit einem fehlerfreien Rennen den Gesamtsieg holen konnte. Auch die zweite JPK10.80 Milou aus Lübeck konnte sich ab Skagen von uns absetzen … die linke Seite des Kurses war eben doch die bessere! 😉
Nach knapp vier Tagen fahren wir vor Strande durchs Ziel. Die Frida ist wieder zu Hause.
Was bleibt?
Eine Regatta wie die Transquadra ist in erster Linie ein Organisationsprojekt. Von der Ausrüstung des Schiffes über die persönliche Ausstattung und Qualifizierung bis zur Organisation der Reisen nach Frankreich – Madeira – Martinique … für Transquadra-Rookies wie uns nahmen diese Tätigkeiten viel Zeit in Anspruch. Das Gute daran: Sowohl Tim als auch ich sind im Projektgeschäft zu Hause, insofern war das Handwerkszeug für die organisatorischen Tätigkeiten vorhanden. Lediglich die ‚Inhalte‘ mussten wir uns erarbeiten.
Einen wirklich nicht zu unterschätzenden (Zeit-)Anteil nimmt die Elektronik an Bord ein: Iridium, Adrena, der Workflow für den GRIB-Download, welche Wettermodelle passen wo am besten, die optimalen Einstellungen für den Autopiloten, das gesamte NKE-System … jeder Baustein ist für sich keine große Sache. In Summe und im Zusammenspiel bedarf es aber einiger Erfahrung (die wir auf der Überführung nach Lorient auch schon sammeln konnten), um möglichst reibungslos mit dem Equipment arbeiten zu können. Es gibt kaum etwas Lästigeres, als wenn man während der Regatta Fehler suchen und beheben muss.
Seglerisch konnte man bei der Transquadra enorm viel lernen. Alleine das aufmerksame Studium der anderen Schiffe führte zu vielen kleinen Veränderungen an der Frida, die sich auch bewährten. Der direkte Vergleich mit anderen Schiffen auf dem Wasser während der Regatta ist hingegen (für uns) eher selten gewesen. Die anderen JPK10.80 waren einfach zu schnell außer Schlagdistanz.
Das Segeln zu zweit macht (mir) viel Spaß. Man ist ständig unter Strom, wird physisch und mental gefordert und erlebt das Segeln sehr intensiv. Die Frida hat dafür eine perfekte Größe und ist in (fast) allen Situationen beherrschbar.
Ist die Atlantiküberquerung nun DAS berauschende Ereignis? Für mich ehrlicherweise nicht. Natürlich ist es in der Segel-Vita ein bedeutender Schritt, wenn man den ‚großen Teich‘ überquert hat … und es macht Spaß, riesigen Spaß! Die schier endlose Weite, die lange Dünung, der warme Passatwind, die Navigation in großen Wettersystemen … all das hinterlässt bleibenden Eindruck. Eben die Dinge, die man von Nord- und Ostsee nicht so kennt. Die Herausforderungen liegen meiner Meinung darin, über einen längeren Zeitraum – insbesondere auch nachts – ununterbrochen hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten zu segeln. Die langen Nächte – ca. 13 Stunden Dunkelheit – sind gewöhnungsbedürftig. Ich kannte das bisher nicht. Die Segelsaison in Nord- und Ostsee hat halb so lange Nächte … im Hochsommer ist es sogar nur vier bis fünf Sunden richtig dunkel.
Ich habe deutlich gemerkt, dass der Biorhythmus im Dunkeln auf den Nachtmodus umschalten will. Um die dunkle Zeit zu verkürzen, sind wir nach ein paar Tagen dazu übergegangen, eine Hauptmahlzeit erst sehr spät am Abend zu uns zu nehmen, meistens erst drei bis vier Stunden nach Sonnenuntergang. Da lagen dann immer noch acht Stunden Nacht vor uns. Die ersten Sonnenstrahlen am Morgen waren trotz Schlafdefizit immer belebend, selbst wenn man gerade seine Wache hinter sich hatte. Wir hatten es so eingerichtet, dass wir möglichst immer einen Wachwechsel zum Sonnenaufgang hatten. Für die neue Wache war es sehr viel einfacher ‚auf Drehzahl‘ zu kommen, wenn schon etwas Licht am Horizont war.
Die Scheu, Manöver in der Dunkelheit zu fahren, muss man ablegen. Blindes Bedienen der Fallen und Schoten ist genauso wichtig wie eine gute Abstimmung untereinander. Hier haben wir als ‚shorthanded‘ Crew ganz gute Fortschritte gemacht. Ganz deutlich hat sich das auf der Rücktour von Lorient gezeigt: Keiner mehr da zum Mitsegeln? Na und, segeln wir halt zu zweit! 😉
Das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus.
Und was kommt jetzt? Gute Frage, wir kauen noch drauf rum …
Francois Valraud von der Bouznik‘ formulierte es auf Martinique treffend:
„The problem is, you get hooked on the Transquadra.“