19. Februar
Wir werden mal wieder gejagt! Von einem dieser ‚grauen Monster‘ am Nachthimmel. Und wieder wird die Frida von hinten erfasst und etliche Zeit mitgeschleppt. Die Regenwolke passiert uns südlich, also werden wir nach Norden gedrückt. Sehr zu unserem Leidwesen, denn da wollen wir nun gar nicht hin. Die mühevoll über die vergangenen Stunden ersegelte Tiefe ist dahin. Wir können eigentlich nur auf ausgleichende Gerechtigkeit hoffen, dass es so ziemlich jeden im Regattafeld treffen möge.
Wir haben unser Wachsystem vom bisher losen Format auf ein rigoroses 90- Minuten-System umgestellt. Sind wir mal wieder ‚auf der Flucht‘, bleibt die Freiwache mit an Deck. Gemeinsam fühlt man sich dann einfach sicherer, wenn die Böenwalzen der Wolken abgewettert werden. Segelt man diese Zeit alleine, ist es ein überschaubarer Zeitrahmen für die Wache, gerade wenn es schwierige Bedingungen beim Steuern sind. Andererseits reichen die anderthalb Stunden für einen kompletten Schlafzyklus. Theoretisch, so richtig ausgeschlafen fühlen wir uns nur selten. Aber das zählt hier nicht, schließlich wussten wir, worauf wir uns einlassen: das Boot zuerst!
Tagsüber wieder beste Passatbedingungen. Einzig die ungeordnete See, mit Wellen aus verschiedenen Richtungen, trübt etwas den Spaß. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Mit unserer nördlichen Position sind wir ziemlich allein. Der Großteil des Feldes wählt einen südlicheren Weg. So richtig glücklich sind wir mit unserer Randlage nicht, eröffnet sie doch nur Optionen zu einer Seite. Gerade die Scharmützel mit den Squalls – so nennt man die Regenwolken – treffen uns doch immer hart, wenn wir auf der falschen Seite passieren müssen. Unsere Lage könnten wir nur mit einem Befreiungsschlag – einer Halse – gen Süden ändern, doch der wäre sehr kostspielig im Hinblick auf unsere derzeitige Platzierung. Und so arrangieren wir uns mit den Gegebenheiten und hoffen auf Winddreher zu unseren Gunsten und auch auf ein wenig Glück …
Einerseits mögen die Nächte wegen der Squalls anstrengend sein, andererseits verzaubern sie mich – wie schon auf der 1. Etappe – durch die atemberaubende Sternenkulisse. Bis zum Horizont erstreckt sich der Nachthimmel. Seit vorgestern bekommen die Sterne tatkräftige Unterstützung durch den zunehmenden Mond, mich zu beeindrucken. Die Nacht beginnt mit einem herrlichen Ritt in den Mondschein, der sich auf der Wasseroberfläche spiegelt. Ein toller Anblick zum Genießen.