Tag 7 auf See

17. Februar

Was die Wolken hier draußen auf dem Atlantik an Kraft mitbringen, ist schon beachtenswert.
Tagsüber versuchen wir, die großen Wolken rechtzeitig zu erkennen, und halten uns möglichst fern.

Ganz vereinfacht dargestellt: Die Luft, die in der Wolkenmitte aufsteigt, fällt an den Rändern wieder herab. In Addition mit dem Gradientenwind wird vor der Wolke – in Zugrichtung gesehen – der Wind verstärkt und hinter der Wolke abgeschwächt. An den Seiten führt die Addition der Winde zu teils starken Ablenkungen von der Hauptwindrichtung.

Während meiner Nachtwache in den frühen Morgenstunden – es ist stockfinster – machen wir mal wieder Bekanntschaft mit so einer Wolke. Im schwachen Sternenlicht kann ich bereits das ‚graue Nichts‘ in Lee voraus erahnen. Es gelingt mir aber nicht, die Zuggeschwindigkeit irgendwie einzuschätzen, und ich versuche, vornewegzukommen.
Die Wolke mit ihrem Regenschleier sieht in der Dunkelheit fast schon bedrohlich aus, da sie sämtliche Konturen ‚auffrisst‘. Ein dunkelgraues Nichts.

Die Frida segelt unter S2 und vollem Groß. Als wir in die Nähe der Wolke kommen, frischt es ordentlich auf. Bei 23 kn auf einem Reachkurs mit S2 … das ist schon grenzwertig.
Die Wolke ist doch größer, als ich erahnen konnte. Der Wind dreht innerhalb weniger Minuten um 50 Grad und zwingt die Frida von ihrem SW-Kurs auf einen WNW-Kurs.

Im Nachhinein hätten wir den S2 bergen, das Wolkenfeld kreuzen und danach auf altem Kurs unsere Fahrt fortsetzen sollen. Normalerweise …

Was haben wir an diesem Tag nicht schon an Winddrehern hinter uns. Dazu kommt immer die Abwägung: Stehe ich die Bö mit dem S2 durch oder berge ihn … auf die Gefahr hin, dass dabei was schiefläuft. Hatten wir bisher ja alles schon … 😉

Es siegt dann doch die Bequemlichkeit, und ich segele die Wolke aus. Knappe zwei Stunden hat sie die Frida im Griff und schleppt sie mit, erst dann werden wir auf der anderen Seite wieder ausgespuckt bzw. ist die Wolke über uns hinweggezogen. Heißt, vom Regen in die Traufe: Flaute bei üblem Geschwappe aus allen Richtungen. Es vergehen zwei weitere endlose Stunden, bis sich der Gradietenwind wieder ungestört durchsetzen kann. Das macht er dann aber auch mit Bravour. Auf einem Reachkurs um die 20 kn zücken wir den A5 aus dem Sack, und ab geht die wilde Hatz.

Die Shaitan ist in Luv voraus wieder aufgetaucht und probiert ihr Glück mit dem Spinnaker. Außer dass der sie regelmäßig auf die Seite legt, bringt er aber nichts. Schließlich fährt die Shaitan notgedrungen einen tieferen Kurs und kommt außer Sichtweite.

Den ganzen Tag haben wir nahezu perfekte Segelbedingungen. Wir wechseln nochmal vom A5 auf den S4 und später auf den S2. Die Segelwechsel gehen inzwischen flott, nur wenige Minuten vergehen, bis das eine Segel geborgen und das neue gesetzt ist. Irgendwie muss sich die ganze Segelei ja auch bemerkbar machen. 😉

Ein Gedanke zu “Tag 7 auf See

  1. Die Moral sollte wieder steigen – jetzt schon auf Platz 13 vorgeschoben – super! Bis Martinique hochgerechnet ist noch viel drin. Bonne Chance – ich drücke die Daumen! Viele Grüße aus dem Büro. C. Napp

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