Mittwoch, 07. Juni
Wieder eine Nacht mit Geschwappe. Diesmal allerdings mit 5-6 Windstärken. Der Tiefdruckwirbel südlich von uns streckt bereits seine Fühler in Form einer fürchterlichen Kreuzsee aus, die von Stunde zu Stunde übler wird. Als die Frida mal wieder so einen Berg aus zwei sich kreuzenden Wellen mit 18 kn herunterstürzt ist, bergen wir den A4 und segeln bei mittlerweile nun vollen 6 Windstärken nur unter Großsegel dead downwind. Eine bumpy ride bleibt es trotzdem. Die Frida macht über ein paar Stunden schön Meilen nach Lee. Die können wir auch gut gebrauchen, um besser um den Tiefdruckkern zu kommen.
Mit frischen GRIB1-Files und moderaterem Wind und Seegang nehmen wir am frühen Nachmittag mit dem A4 erneut unseren planmäßigen Kurs auf.
Es regnet und die Sonne haben wir nun seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Einzig die Delfine bleiben uns als regelmäßige Besucher treu. In stockfinsterer Nacht hört man sie meist erst schnaufen und pfeifen, bevor man sie als helle Schaumspur im Wasser sieht.
Alles ist ziemlich nass, unter Deck sind 98% Luftfeuchtigkeit. Ein paar Sonnenstrahlen und blauer Himmel wären hier dringend nötig … bekommen wir auch … allerdings in völlig anderer Form.
Am späten Nachmittag wollten wir die Halse nach Westen machen, um vom Tiefdruckzentrum frei- und in die nördlichen Winde hineinzukommen. Irgendein Anzeichen für die Lage des Kerns in Luv voraus hätten wir schon erwartet. Eine Linksdrehung des Windes oder langsam etwas schwächer werdender Wind, aber nichts dergleichen. Stattdessen öffnet sich vor uns der graue Schleier, die blauer Himmel kommt zum Vorschein und mit dem Regen ist auch der Wind schlagartig weg. Mit Mühe halten wir bei kabbeliger See etwas Fahrt im Schiff, können den Gennaker halsen und uns wieder in den Nieselregen verkriechen. Eine halbe Stunde später ist auch der Nordostwind wieder da und wir drehen langsam auf den direkten Kurs nach Sāo Miguel ein. Von nun an ist es bis zur Insel ein dragrace. Eine taktische Entscheidung ist noch zu fällen: Sāo Miguel östlich oder westlich passieren. Ein paar Stunden haben wir noch Zeit dafür …
Kulinarisch bleibt es heute einfach: Spaghetti Gorgonzola mit Walnüssen.
- elektronische Wetterdaten ↩
Wow – derzeit sieht es ja prima aus und der 2. in der 2. Class ist schon gut abgeschlagen. Damit sollte hoffentlich nichts mehr schief gehen mit dem 1. Platz. Super! Viel Glück für die letzten Meilen + alles Gute für Mann und Material.
Viele Grüße aus der Friedensallee