12. Februar
Die Bedingungen bleiben wechselhaft. Nicht dass es richtig schlechtes Wetter geben würde, aber die durchziehenden Wolkenfelder bringen die normale Passatströmung ganz schön durcheinander. Mehrere große Regenschauer ziehen in einigen Meilen an uns vorbei und schieben Böenwalzen vor sich her, die auch noch für anständige Winddreher sorgen. Wir nutzen diese, um zu halsen. Bei mehr als 20 kn Wind machen wir das lieber mit zwei Spinnakerbäumen – schlagen also in Lee den Baum schon an, um dann während der Halse das (alte) Spinnakerschothorn an das (neue) Spibaumende (die Nock) zu ziehen. Zeitgleich wird der ‚alte‘ Achterholer soweit gefiert, dass der ‚alte‘ Spibaum frei kommt und die ’neue‘ Schot nun dichtgesetzt werden kann. Wichtig ist, dass der nun frei gekommene ‚alte‘ Spibaum abgetoppt – heruntergelassen – wird, damit er nicht den Spi aufspießt, wenn dieser mal einfallen sollte. Ingesamt hat man also zwei Schoten, zwei Achterholer, zwei Toppnanten, zwei Baumniederholer und letztlich noch zwei Tweaker (Beiholerleinen für die Schoten) in Betrieb. Dazu gilt es, das Großsegel zu halsen und aufzupassen, dass während der Halse das Schiff nicht aus dem Ruder läuft. Für zwei Mann ganz gut zu tun.
Nebenbei stellt Tim fest, dass der S4 doch etwas bei der letzten ‚wilden Aktion‘ abbekommen hat: zwei Triangel – etwa so groß, wie eine A4-Seite. Reparaturtape raus und die Risse wieder fein säuberlich zugeklebt.
Nachts werden wir noch zwei Mal gefordert. Zuerst reißt die Achterholer aus der Spibaumnock, so dass wir den S2 bergen und auf den S4 wechseln. Es ist stockdunkel und das Aufklarieren bis zum Setzen dauert.
Gegen 4 Uhr ruft mich Tim erneut an Deck. Diesmal hat sich in einem unkonzentrierten Moment beim Steuern der Spi wiedermal um den Toppnant und(!) Vorstag gewickelt. Nach einigem Gezerre und Gefluche ist das Ding unten. Aufklarieren, Spi packen, hoch die Tüte …
Männer: weiter so! Das ist richtig spannend. Schau mehrmals man Tag, wo Ihr grad seid und freu mich über die Berichte. Liebe Grüße an Euch, mitten auf‘m großen Teich. Achim