21. Februar
Tim weckt mich mit dem ersten Morgenstrahl. Der scheint allerdings durch einen ca. 20 cm langen Riss im Topp des A5. Das Ding muss runter, bevor der Schaden noch größer wird. Das ist schnell gemacht, wir tapen den Riss, und eine halbe Stunde später sind wir wieder bereit zum Setzen.
Dabei dreht sich mal wieder eine Eieruhr ins Segel. Normalerweise eine mittelschwere Aufgabe, diese wieder herauszubekommen, ohne es komplett zu bergen. Doch durch einen dummen Zufall verhakt sich das Liek des A5 so unglücklich hinter der zweiten Topplatte des Großsegels, dass das Liekband abgerissen wird. Zu spät erkennen wir, dass ein beherztes Anluven das beste Manöver gewesen wäre, um das Liek frei zu bekommen. Stattdessen dauert es einen (zu) langen Moment, in dem bei jedem Schlagen des Gennakers auch das Geräusch von reißendem Segeltuch zu hören ist. Als wir den A5 unten haben, sind gute 3 Meter vom Achterliek abgerissen. Völlig konsterniert klarieren wir das Schiff. So haben wir uns den Start in den Tag nicht vorgestellt.
Kurze Bestandsaufnahme der vergangenen 24 Stunden: der S2 geflickt und nur noch beschränkt einsatzfähig, der S4 ein Totalschaden, der A5 so beschädigt, dass es fraglich ist, ob wir den mit Bordmitteln wieder einsatzfähig bekommen. Die Transquadra lassen wir erstmal Transquadra sein und gönnen uns eine Ruhe- und Denkpause. Wir frühstücken – ohne vernünftiges Essen keine Denkleistung 😉 – und sichten das Segel und unser Reparaturmaterial. Ergebnis: Einen Versuch ist es wert. Genügend Tape hätten wir, um das Liek wieder anzukleben.
Es dauert einige Stunden, bis wir ein ganz ansehnliches Ergebnis vorweisen können. Sieht besser und vertrauenserweckender aus als erwartet. Jetzt muss der Praxistest her. Diesmal geht beim Setzen alles glatt, und der A5 präsentiert sich nun mit weißem Zierstreifen … zumindest für einige Stunden tut er das. Unter der reparierten Stelle ist ein weiteres 20 cm langes Stück vom Liek ausgerissen. Also wieder runter die Tüte und erneut reparieren. Da klar ist, dass wir unter den derzeitigen Windbedingungen über kurz oder lang das Segel ganz klein bekommen, packen wir es weg und setzen die Tourenfock – mit dem Spibaum ausgebaumt nach Luv. Fahrtenseglermodus an!
Die Frida fährt erstaunlich gut unter der Beseglung, zumal wir eine ordentliche Tiefe fahren können … und müssen. ‚Platt vor dem Laken!‘
In der Nacht zeigt sich der Atlantik von seiner ungemütlichen Seite. Eine Front zieht durch, die Regen und viel Wind aus unterschiedlichen Richtungen mitbringt. In stockdunkler Nacht bei 42 kn Wind (gemessene Windspitze) mit bis zu 17 kn eine Kreuzsee hinunterzusurfen, ist kein Spaß mehr. An die Spinnaker denkt jetzt niemand. Das, was die Frida an Segelfläche trägt, ist mehr als genug. Zwar lassen wir die ganze Zeit den Autopiloten steuern – der kann das ohne Sicht einfach am genauesten und konstantesten -, trotzdem muss ständig jemand im Cockpit sein, um die Schoten zu fieren und der Frida wieder auf die Beine zu helfen, wenn eine Welle sie auf die Seite gelegt hat.
Kurz vor Morgengrauen bin ich total hinüber und falle in meiner Koje in einen bleiernen Schlaf.
Männer – wenn Schongang angesagt ist, muß es sein – auch kurz vor dem Ziel