Start und los …

Was für ein spektakulärer Start! Über 80 Schiffe werden in zwei Gruppen – zuerst die Solos, dann die Duos – auf die zweite Etappe der Transquadra von Quinta do Lorde (Madeira) nach LeMarin (Martinique) geschickt.

Es weht mit guten 6 Windstärken … dazu unter Land recht böig. Gestartet wird nahezu mit direktem Kurs auf Martinique, d. h. vor dem Wind. Was die Solos hier bei diesen Bedingungen leisten, ist wirklich bewundernswert. Absolute Bootsbeherrschung ist das A und O. Bereits kurz hinter der Startlinie gehen die ersten Spinnaker hoch. Einige Augenblicke danach legt es auch schon die ersten flach, wenn die Schiffe aus dem Ruder laufen. Alleine das Schiff wieder ‚auf die Beine‘ zu bekommen, kann Schwerstarbeit bedeuten. Wir werden das später auch noch erfahren …

Trotz des großen Duo-Feldes verläuft der Start sehr gesittet. Wir starten ohne Spinnaker – nur mit Großsegel und Fock – und suchen uns ein gutes Plätzchen, um nach einigen Minuten die ‚Tüte‘ zu ziehen.

Nahe des Flughafens – nur ein paar Seemeilen westwärts – liegt noch eine Bahnmarke, die es zu runden gilt. Ab dort ist der Weg frei nach Martinique … fast frei.

Wie bereits schon geschrieben, wirft die ca. 1.800 m hohe Insel einen ordentlichen Windschatten nach Lee. Diesen direkt unter Land oder auch innerhalb der ersten 20 sm zu queren, ist beinahe aussichtslos. Wir haben uns ca. 50-60 sm Abstand nach Lee verschrieben. Also halsen wir und fahren mit dem Feld nach Süden.

Inzwischen sind es 7 Windstärken. Die Frida gibt ordentlich Gas und surft die Wellen mit über 15 kn hinunter. Am Ruder ist Schwerstarbeit zu leisten, wenn sich der Bug in die nächste Welle bohrt. Wir leisten uns keinen Ausrutscher und segeln bis Sonnenuntergang nach Süden.

Leider müssen wir feststelllen, dass sich das Spifall um das Vorstag vertörnt hat. Wir können also nicht (ohne gutes Gewissen) halsen. Noch vor der Dunkelheit wollen wir das aufklarieren und bergen den S4. Bis alles wieder soweit zum Setzen startklar ist, vergeht einige Zeit, und es ist inzwischen stockdunkel. Und trotz Stirnlampen und vermeintlich bester Vorbereitung geht das Setzen des Spinnakers gründlich schief. Irgendwie ist der Achterholer nicht richtig in der Spibaumnock gewesen, er sprengt raus, und beim Versuch, den Achterholer wieder einzuklinken, wird der Spi durch den Spalt in Lee zwischen Fock und Großsegel gesaugt und wickelt sich bombenfest um den Toppnant des Spibaums. Der Spi geht weder runter noch hoch. Wir müssen den Toppnant erst komplett ausscheren, um genügend Länge zu haben, den Spi zu bergen. Das alles bei um die 30 kn Wind, der an den oberen 50 qm zerrt, während ich versuche, die bereits geborgenen unteren 50 qm nicht wieder über Bord gehen zu lassen. Schließlich haben wir’s, die ‚Wurst‘ liegt unter Deck … wir würden uns am liebsten gleich dazulegen. Wir verschnaufen einen kleinen Augenblick und klarieren dann das Vordeck.

Ob wir den S4 bei diesen Bedingungen gesetzt bekommen, ist nicht sicher. Stattdessen bauen wir den A5 … ein Segen, so ein asymmetrischer Gennaker: Drei Leinen (Fall, Tackline, Schot) … fertig. Als er oben ist, schmettern wir los. Sofort wird uns auch der Nachteil der ‚Asys‘ bewusst: Die sind nichts für tiefe Raumschotkurse und verlangen die ganze Zeit einen höchst aufmerksamen Steuermann und Trimmer. Es ist eine Gratwanderung: Segeln wir zu tief, fällt er ein,, segeln wir zu hoch, laufen wir aus dem Ruder. Das machen wir ca. eine Stunde, um dann einzusehen, dass wir das die Nacht wohl nicht durchstehen werden. Zu oft liegt die Frida auf der Seite.

Beim Bergen bleibt der Segelkopf irgendwo auf halber Höhe im Rigg hängen. Wieder zerren 30 kn Wind an der oberen Hälfte des Segels, ich an der unteren. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der A5 auch wieder unter Deck. Es ist Mitternacht.

Trotz der über 50 sm Abstand zur Insel merken wir deutlich den Windschatten. Die ‚Ruhephase‘ nutze ich, um die Falle und Schoten erneut (diesmal sehr gründlich) zu klarieren, den S2 anzuschlagen und die anderen beiden Segel einzupacken.

Zwischen ein und zwei Uhr sind wir dann startklar zum Setzen des S2. Gesagt, getan. Das Ding geht sauber hoch, wir sind wieder zurück im Rennen.

2 Gedanken zu “Start und los …

  1. mannomann – für so viel malesche habt ihr gut wieder aufgeholt … hab mich schon gefragt was bei euch los ist.

    Andere hatten richtig Pech: zwei Masten wurden umgeworfen („Big Z“ und „Comptoir Nautique“), einen Lümmelbeschlag hat’s zerstört („Eureka“) und Daniel Tinmazian von der „Asta la Vista“ bekam die Großschot quer durch den Mund (wurde im Krankenhaus behandelt, will aber nochmal starten), das sei hier am Rande erwähnt… (Quelle: transquadra.com)

  2. Ich versteh zwar nur die Hälfte von dem Segel-Chinesisch, bin aber schon vom Lesen ganz geschafft. Wenn das so weitergeht …

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